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Ein Hallo für die Welt, damit sie eine friedlichere wird: Am Samstag wird weltweit an das Potenzial von freundlicher Kommunikation erinnert. Diese spielt auch bei Affen eine wichtige Rolle.

Berlin (dpa) - Treffen sich zwei Guinea-Paviane in der Savanne. Der eine grunzt leise, der andere auch. Es läuft also. Grunzen ist nämlich bei Guinea-Pavianen wie ein freundliches Hallo. Dass Menschen diesem sprachlichen Gruß einen Tag im November widmen, dürfte den rötlich-braunen Affen herzlich egal sein. Jenen Welt-Hallo-Tag riefen zwei Brüder aus den USA ins Leben, als Reaktion auf den israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieg 1973. Er soll daran erinnern, dass man Konflikte mit Kommunikation lösen kann. Am Hallo-Tag am 21. November lautet das Motto, mindestens zehn Menschen zu grüßen.

Ein freundlicher Empfang ist auch bei Affen die Grundlage für einen friedlichen Umgang. «Bei der Begrüßung gibt es ganz verschiedene Ausprägungen. Das hängt davon ab, in welchem Verhältnis die Tiere zueinander stehen. Bei Affen, die befreundet sind, reichen sehr einfache Signale», erklärt Verhaltensbiologin Julia Fischer, die seit vielen Jahren die Kommunikation von Primaten erforscht. Einfache Signale - wie eben ein Grunzlaut.

Wenn sich zwei männliche Guinea-Paviane begrüßen, kann es richtig intim werden: Nach dem gegenseitigen Anfassen der Hüfte und einigen Kopfwacklern - «Headbanging-mäßig», so Fischer - folgt manchmal ein Griff an den Penis des Gegenüber. Wie befremdlich - für uns Menschen. Die Paviane signalisieren sich so absolutes gegenseitiges Vertrauen. «Das mache ich nur mit jemandem, auf den ich mich komplett verlassen kann», sagt die Verhaltensforscherin und lacht.

Bei Männchen könne das Begrüßungsritual auch noch komplizierter werden, weil bei ihnen immer auch das Thema Konkurrenz mitschwinge. Egal, mit welchen Gesten und Geräuschen sich Guinea-Paviane begrüßen, dienen diese stets auch dazu, Gruppen abzustecken: «Wir, die wir das miteinander machen, wir sind in einer Gang.»

Die Begrüßung spiele bei Affen ebenfalls eine wichtige Rolle, um das Gefüge innerhalb der Gruppe auszuloten. Dort gebe es regelmäßig Konkurrenzsituationen, «weil man um das gleiche Futter oder um einen Paarungspartner konkurriert», so Fischer. Die Signale bei der Begrüßung erlauben den Affen einzuschätzen, wo sie stehen - und wie sie sich dementsprechend in der Gruppe zu verhalten haben.

Guinea-Paviane begrüßen sich durchaus mehrmals pro Tag. Für Makaken, die ebenso zur Familie der Meerkatzenverwandten gehören, gilt das auch. «Menschen sagen natürlich nicht 100 Mal am Tag zur selben Person hallo», sagt die Verhaltensforscherin. Da seien Affen anders, «die begrüßen sich immer wieder».

Makaken können dabei richtig aufgeregt sein: Sie schmatzen mit den Lippen, um auszuloten, ob man sich wohlgesonnen ist. «Bei manchen wird das so doll, dass die Zähne aufeinanderschlagen und die Zunge rauskommt», sagt Fischer. Dabei sitzen sie voreinander und hauen sich manchmal auch gegenseitig auf die Schulter. «So als ob sie sich nach langer Zeit wiedersehen - obwohl sie das gerade vor 'ner Stunde das letzte Mal gemacht haben.»

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