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Hunderttausende muslimische Rohingya sind aus ihrer Heimat Myanmar vertrieben worden, fast eine Million harrt im Nachbarland Bangladesch aus. Ein neuer UN-Spendenaufruf hat gefruchtet.

Genf/Berlin (dpa) - Für fast eine Million in Bangladesch ausharrende Flüchtlinge der muslimischen Minderheit der Rohingya sind bei einer Geberkonferenz rund 600 Millionen Dollar (507 Millionen Euro) zusammengekommen. Die Gastgeber, darunter das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigten sich am Donnerstag zufrieden mit dem Ergebnis. Das Geld ist nötig, um das größte Flüchtlingslager der Welt in Kutupalong mit fast 600 000 Menschen zu unterhalten, ebenso wie weitere Lager und Familien und Dörfer in Bangladesch, die Rohingya aufgenommen haben.

Auch Malaysia hat gut 100 000 Rohingya aufgenommen, Indien 18 000. Neben der Lebensmittelhilfe müssen vor allem mehr Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Die Menschen wurden aus ihrer Heimat, dem Nachbarland Myanmar, gewaltsam vertrieben. Sie wollen zurückkehren, aber die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit der Regierung von Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi verlaufen schleppend.

Deutschland stellte zusätzlich 34 Millionen Euro zur Verfügung. «Myanmar hat schwerste Verbrechen an der muslimischen Minderheit der Rohingya verübt, es gab Mord und Vertreibung», sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) der Deutschen Presse-Agentur vor dem Auftakt der Konferenz. «Der Konflikt muss endlich beendet und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.» Wegen dieser Politik hat Deutschland die direkte Zusammenarbeit mit der Regierung Myanmars bei der Entwicklungshilfe eingestellt.

In Myanmar, dem früheren Birma, werden die Rohingya seit Jahrzehnten verfolgt und diskriminiert. Die größte Flüchtlingsbewegung löste das Militär mit gewaltsamen Vertreibungen 2017 aus. Hunderttausende flohen. Experten des UN-Menschenrechtsbüros sprechen von versuchtem Völkermord. Die Regierung betrachtet die Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch, obwohl manche seit Generationen dort lebten. Die britische Kolonialmacht siedelte sie einst um.

In den vergangenen Jahren war der Spendenbedarf für die Rohingya immer zu etwa Dreiviertel gedeckt worden, sagte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi. In diesem Jahr waren aber bis Oktober weniger als die Hälfte der nötigen Mittel zusammengekommen.

Bei einer Geberkonferenz für die Sahel-Region in Afrika waren am Dienstag bereits rund 1,7 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) für dieses und die folgenden Jahre zusammengekommen. Daran hatte sich Deutschland mit 100 Millionen Euro beteiligt.

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