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Paris (dpa) - Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau ist in der Klimadebatte mit einem Vorschlag für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgeprescht. Die Notenbank solle für Unternehmensanleihen Klimakriterien einführen, sagte de Galhau am Donnerstag während einer Klimakonferenz in Paris. Die Regeln sollen sowohl für EZB-Käufe von Unternehmensanleihen als auch für die Annahme solcher Papiere als Sicherheit im Refinanzierungsgeschäft der Notenbank gelten.

Konkret schlug der Franzose vor, im Kaufprogramm der EZB Wertpapiere von Unternehmen mit einer schlechten Klimabilanz zu meiden und solche Unternehmen mit einer guten Klimapolitik zu bevorzugen. Im Refinanzierungsgeschäft sollten die Bewertungen der Wertpapiere entsprechend angepasst werden.

Staatsanleihen, die die EZB in erheblichem Ausmaß kauft, sollen demnach von den Klimakriterien nicht betroffen sein. Eine Unterscheidung zwischen der jeweiligen Klimapolitik der Länder sei schwierig, argumentiert der Notenbankchef.

Villeroy de Galhau begründete seinen Vorstoß damit, dass Klimaveränderungen das EZB-Ziel stabiler Preise beeinträchtigen könnten. So könnten etwa Klimaschocks die Preise nach oben treiben oder das Wirtschaftswachstum reduzieren. Ähnlich hatte sich unlängst EZB-Präsidentin Christine Lagarde geäußert, die die Klimapolitik ebenfalls stärker in die Geldpolitik der Notenbank einbinden möchte.

Unter Notenbankern und Ökonomen ist jedoch strittig, ob und inwieweit Zentralbanken Klimagesichtspunkte in ihrer Geldpolitik berücksichtigen sollten. Kritiker argumentieren, durch Aufnahme von Klimazielen würden die geldpolitischen Ziele verwässert. Befürworter sehen hingegen Risiken etwa für die Finanzstabilität, falls der Faktor Klima durch die Geldpolitik nicht oder unzureichend berücksichtigt wird.

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