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Lagos (dpa) - Nach knapp zweiwöchigen Protesten gegen exzessive Polizeigewalt in Nigeria haben die Behörden am Dienstag eine 24-stündige Ausgangssperre in der Millionenmetropole Lagos verhängt. Der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaates, Babajide Sanwo-Olu, begründete die für die gesamte Provinz ab 16 Uhr Ortszeit geltende Maßnahme mit der Bekämpfung zunehmender Anarchie. In der größten Stadt des westafrikanischen Staates würden Kriminelle unter dem Schutz der Demonstranten für Chaos sorgen, rügte er. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine Polizeistation niedergebrannt wurde.

Der regionale Polizeisprecher Muyiwa Adejobi berichtete über mehrere verwundete Beamte sowie möglicherweise einen Toten. Nach einem unbestätigten Bericht der Zeitung «Punch» wurden bei dem Zwischenfall auch zwei Demonstranten erschossen. Wichtige Verbindungsstraßen waren vorübergehend gesperrt worden.

Nach Behördenangaben wurden landesweit Polizei-Einheiten für die Bekämpfung der Aufstände stationiert. Auch im Bundesstaat Edo wurde eine Ausgangssperre verhängt, nachdem Demonstranten in der Stadt Benin in ein Gefängnis eingebrochen waren. Nach Angaben der dortigen Behörden hatten sie dabei 1993 Häftlinge befreit. Die Angreifer hätten angegeben, Teil der Proteste gegen Polizeigewalt zu sein. «Die meisten der in den Zentren inhaftierten Insassen sind verurteilte Kriminelle, die wegen verschiedener Straftaten inhaftiert sind und auf ihre Hinrichtung warten oder wegen Gewaltverbrechen vor Gericht stehen», sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

In der Hauptstadt Abuja wurde Militär aufgeboten, um die Proteste zu kontrollieren. Sie richteten sich zunächst vor allem gegen die mittlerweile aufgelöste Eliteeinheit Special Anti-Robbery Squad (SARS). Inzwischen fordern die Demonstranten aber weitrechende Polizeireformen.

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